Akademie der Polizei Hamburg

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Holocaust-Gedenkfeier erstmals digital

Am 27. Januar 2021 beging die Akademie der Polizei Hamburg den alljährlichen Gedenktag im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.

Und doch war es in diesem Jahr anders, denn pandemiebedingt wurde für diese Veranstaltung erstmals ein digitales Format gewählt.

Bild Gedenkstätte Holocaust
© pixabay

Akademieleiter Thomas Model bat Philipp Stricharz, den Ersten Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Hamburg, auf das „virtuelle Podium“, dazu eine Studierende des Bachelorstudiengangs „Polizei“ und einen Auszubildenden der Akademie.

Der auf einer gängigen Online-Plattform durchgeführten Veranstaltung wohnten rund 80 Gäste bei, darunter Polizeipräsident Ralf Martin Meyer und Polizeivizepräsident Morten Struve sowie der Vorsitzende des Personalrats der Polizei, Klemens Burzlaff.

Bild des Leiters der jüdischen Gemeinde Hamburg
© privat

(Philipp Stricharz 1. Vorsitzender Jüdische Gemeinde in Hamburg K.d.ö.R.)

Thomas Model möchte auch aufgrund rechtslastiger Entwicklungen der vergangenen Jahre den Holocaust-Gedenktag als „Sensibilisierungstag“ verstanden wissen: „Wir dürfen nicht denken, wir seien in Deutschland so weit entwickelt, dass so etwas nicht mehr passiert.“ Der Gemeindevorsitzende Philipp Stricharz betonte angesichts des hohen Alters der Überlebenden, es sei immer wichtiger, an die Shoa zu erinnern, da „wir immer weniger mit Menschen aus der Zeit sprechen können“. Stricharz mahnte, es gebe auch heute noch Antisemitismus, auch einen „neuen Antisemitismus“, und stellte fest: „Normalität ist in Deutschland schwierig.“ 

Der eingeladene Auszubildende der Akademie ist selbst jüdischen Glaubens, seine Großmutter Überlebende der Shoa, er stammt aus einer sehr religiösen Familie, die zunächst große Probleme damit hatte, dass er Polizist werden wollte. Es gibt „Antisemitismus in allen Bereichen meines Lebens“, so die Nachwuchskraft und erklärte zugleich, dass vielen Personen gar nicht bewusst sei, dass bestimmte Ausdrücke und Verhaltensweisen antisemitisch seien. Einen konkreten Verbesserungsvorschlag brachte der Auszubildende auch gleich mit: Warum könne in der Bibliothek der Akademie nicht auch die „Jüdische Allgemeine Zeitung“ ausliegen?  

Der Dekan des Fachhochschulbereiches, Prof. Eike Richter, wollte wissen, ob noch mehr historische Inhalte in das Studium einfließen sollten. Aus Sicht von Philipp Stricharz, der die Akademie schon seit Jahren begleitet, müsse Grundlagenwissen vorhanden sein: Das Wissen über die Shoa sei wichtig, aber es müsse auch das Wissen über die jüdische Religion vermittelt werden. Thomas Model sprach sich dafür aus, das Thema noch intensiver zu betrachten und tiefer in die Historie einzusteigen. Auch das Institut für Transkulturelle Kompetenz an der Akademie leiste in diesem Zusammenhang einen wichtigen Beitrag. Die eingeladene Bachelor-Studierende wünschte sich mehr Kompetenztraining: Nicht nur strafrechtliche Aspekte sollten behandelt, sondern auch Hinweise gegeben werden, wie man sich bei abfälligen Äußerungen und Stammtischparolen am besten verhalten solle und wie überhaupt eine „Haltung erzeugt“ werden könne. 

Polizeipräsident Ralf Martin Meyer erkundigte sich bei Philipp Stricharz, wie die Polizei – neben der Förderung von Vielfalt in den eigenen Reihen – in der Sensibilisierung noch besser werden könne. Der Erste Vorsitzende stellte der Polizei ein gutes Zeugnis aus: sie mache „vieles besser“ als beispielsweise die Bundeswehr. Weiterhin empfahl Philipp Stricharz mit Blick auf die stattfindenden Sicherheitsmaßnahmen bei einigen jüdischen Einrichtungen, die Polizeikolleginnen und Polizeikollegen sollten ein Bild haben von dem, was sie da schützten. „Jüdisches Leben“ sei doch ein sehr abstrakter Begriff. Die Jüdinnen und Juden sollten an ihrem eigenen Schutz mitwirken können und dem staatlichen Schutz nicht nur „ausgeliefert“ sein, da sie sich ansonsten wie in der „Opferrolle“ empfinden würden. 

Abschließend dankte Akademieleiter Model den Teilnehmer*innen und Gästen für die engagierte und angeregte Diskussion in diesem ungewöhnlichen Format, welches aber erstaunlich gut funktionierte.