Akademie der Polizei Hamburg

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Holocaust-Gedenktag 2019 an der Akademie der Hamburger Polizei

Holocaust-Gedenktag an der Akademie – „Täter auf der Schulbank“

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© Polizei Hamburg

Anlässlich der diesjährigen Holocaust Gedenkveranstaltung begrüßte der Leiter der Akademie der Polizei Hamburg, Thomas Model, die anwesenden Gäste, darunter Polizeipräsident Ralf Martin Meyer, vor allem aber zahlreiche Auszubildende und Studierende der Akademie.

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© Polizei Hamburg

Mit Blick auf den Werteprozess in der Polizei Hamburg stelle es für ihn auch einen „persönlichen Wert dar, sich immer wieder zu erinnern“, so Model. Gedenken heiße, vergangene Geschehnisse nicht zu vergessen, sondern Erinnerungen an nachfolgende Generationen, an den Nachwuchs weiterzugeben. Model erinnerte daran, die damalige uniformierte Polizei sei in schrecklichem Ausmaß am Vernichtungsfeldzug der Nazis beteiligt gewesen. „Ganz normale Männer wurden Massenmörder - was hat sie nur so fanatisch werden lassen?“ - eine Frage, die uns und die Wissenschaft bis heute beschäftigt. Er erinnerte auch an das Reserve-Polizeibataillon 101 aus Hamburg, welches an der Deportation und Ermordung von Juden erheblich beteiligt war und am 13. Juli 1942 das fürchterliche Massaker von Jozefow beging. 1500 Menschen, darunter überwiegend Frauen und Kinder, wurden erschossen. 2016 wurde im polnischen Jozefow unter Mitwirken der Akademie und mit Unterstützung des Polizeivereins ein neuer Gedenkstein errichtet. Akademieleiter Model verwies auf die Rolle seiner Bildungseinrichtung: „Gerade der Akademie kommt hier eine besondere Verantwortung zu.“

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© Polizei Hamburg

Der Historiker Dr. Sven Deppisch, Lehrbeauftragter der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern, Fachbereich Polizei, referierte zur Thematik "Täter auf der Schulbank. Die Offiziersausbildung der Ordnungspolizei und der Holocaust." Die Nationalsozialisten vereinheitlichten das polizeiliche Schulwesen und gestalteten es nach ihren Vorstellungen um. Unter Heinrich Himmler, Reichsführer der SS und ab 1936 Chef der Deutschen Polizei, wurde die Erziehung zu „Polizeisoldaten“ verfolgt. Im Rahmen der polizeilichen Offiziersanwärterausbildung wurden militärische, rechtliche, polizeidienstliche und politisch-weltanschauliche Fächer vermittelt. Bereits seit der Weimarer Republik vorhandene polizeiliche Feindbilder wie das „Bandenunwesen“, „bewaffnete Partisanen“, „kommunistischer Terror“ und die „bolschewistische Gefahr“ verfestigten sich. Die militärischen und weltanschaulich-ideologischen Schwerpunkte gewannen bei einer gleichzeitig kriegsbedingt verkürzten Ausbildung zunehmend an Gewicht. Hinsichtlich der Rolle der Offiziersschule in Fürstenfeldbruck stellte Deppisch fest, diese habe sich in der NS-Zeit zu einer „Kaderschmiede“ und einem „zentralen Täterort des Dritten Reiches“ entwickelt. Sie sei geradezu ein „Knotenpunkt im Koordinatensystem des Holocaust“ gewesen. Sven Deppisch zog ein ernüchterndes Fazit: „Keineswegs alle beteiligten sich an den Verbrechen des Regimes – doch erschreckend viele taten es.“ Ein Blick in die Gegenwart zeige allerdings auch, dass sich eine Bildungseinrichtung wie die ehemalige Offiziersschule wandeln könne und heute eine Vorzeigeinstitution mit Vorbildcharakter darstelle.