PolAR
Analyse polizeilicher Arbeitsbelastungen und Ressourcen
Zielsetzung
Ziel dieses Projektes ist die Entwicklung und Validierung eines Fragebogens für die Ermittlung psychosozialer Belastungen im Primärvollzug und der kriminalpolizeilichen Sachbearbeitung - als Grundlage für die Gefährdungsbeurteilung nach §5 ArbSchG für einen Großteil der Beschäftigten der Polizei Hamburg.
Hintergrund
Psychische Belastungen im Polizeidienst
Polizeiarbeit ist vielseitig, anspruchsvoll und auch psychisch belastend. Neben klassischen beruflichen Stressoren der Arbeitsorganisation wie Zeitdruck oder Multitasking und sozialen Bedingungen wie Konflikten bestehen im Polizeidienst weitere bedeutsame Quellen beruflicher Belastungen wie Wechselschichtdienst und teils hohe emotionale Belastungen, die sich aus polizeitypischen Aufgaben im Einsatzgeschehen ableiten. Dabei lässt sich ein Nebeneinander von relativ seltenen, schwer emotional belastenden Einsatzerlebnissen einerseits und alltäglichen, weniger intensiven Belastungen der Arbeitsorganisation, Umgebungsbedingungen und sozialen Bedingungen andererseits beobachten. Eine besondere Beachtung finden in der Literatur die potenziell traumatisierenden Ereignisse in Form von menschlichen Ausnahmesituationen nach Unglücken, Straftaten, Verkehrsunfällen oder Bränden, denen Einsatzkräfte der Polizei im Dienst ausgesetzt werden. In der bisherigen Forschung wurde vor allem der Vollzug fokussiert. Belastungen der kriminalpolizeilichen Sachbearbeitung und anderer Bereiche wurde bislang nur wenig untersucht.
Gesetzliche Anforderungen an die Prävention
Die arbeitspsychologische Forschung zeigt, dass ein Übermaß intensiver bzw. anhaltender arbeitsbezogener Belastungen zu Beeinträchtigungen des psychischen Befindens und gesundheitlichen Problemen führen kann. Um arbeitsbezogenen Gesundheitsgefährdungen entgegenzuwirken fordert das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) die Durchführung einer regelmäßigen Gefährdungsbeurteilung, inkl. der Ableitung geeigneter Maßnahmen sowie eine entsprechende Dokumentation (GDA, 2020). Seit 2013 sieht §5 ArbSchG explizit auch die regelmäßige Analyse und Beurteilung psychischer Belastungen von Arbeitstätigkeiten durch den Arbeitgeber bzw. Dienstherrn vor. Hierfür bedarf es geeigneter Analyseinstrumente (z.B. Fragebögen), die geeignet sind, relevante psychosoziale Gefährdungsfaktoren zu erfassen. Bis heute gibt es jedoch kein validiertes Instrument, dass zur Erfassung polizeitypischer Belastungen geeignet ist.
Methodisches Vorgehen
In einer ersten Phase der Literaturanalyse wird der Stand der Forschung zum Thema aufgearbeitet. In der folgenden Phase der Instrumententwicklung wird aufbauend auf den Ergebnissen der Analysephase ein Fragebogenentwurf erstellt, der in kognitiven Interviews einer ersten inhaltlichen Validierung unterzogen wird. Anschließend wird der Fragebogenentwurf als standardisierter Fragebogen an einer großen Stichprobe von Polizeibeamt*innen im Rahmen einer Querschnittserhebung als Online-Survey validiert.
Aktueller Stand
Seit 2023 befindet sich der Fragebogen für den Primärvollzug in der Erprobung. Für 2024 sind Erhebungen in weiteren PKs sowie die ersten Erhebungen im LKA und der WSP geplant.
Projektbeteiligte
Hochschule der Akademie der Polizei Hamburg
Prof. Dr. Julia Clasen (wissenschaftliche Leitung)
Benjamin Sklarek
Betriebliches Gesundheitsmanagement (PERS BGM)
Birgit Vitense
Dennis Wagner
Dr. Nicole Deci
Yanina Mallok