Rückblick auf die 5. HIP-Veranstaltung am 23. April 2025: „Wissenschaft ist keine Einbahnstraße“
Am 23. April 2025 fand die fünfte Veranstaltung des Hamburger Initiativkreises
Polizeiforschung (HIP) statt – diesmal unter dem Motto „Wissenschaft ist keine
Einbahnstraße“. Rund 50 Kolleginnen und Kollegen aus Polizei, Akademie und Wissenschaft
kamen zusammen, um über die Kommunikation zwischen Forschung und Praxis ins
Gespräch zu kommen. Der Nachmittag stand ganz im Zeichen des Austauschs auf
Augenhöhe und der Frage, wie wissenschaftliche Erkenntnisse sinnvoll in den Arbeitsalltag
integriert werden können.

Polizeipräsident Falk Schnabel eröffnete die Veranstaltung mit dem Hinweis, dass
wissenschaftliche Erkenntnisse nicht einfach in ein kurzes TikTok-Video gepresst werden
können, ohne dabei ihren Kern zu verlieren. Präsident Schnabel hob die verschiedenen
wissenschaftlichen Bereiche und Forschungsstellen in der Polizei Hamburg hervor und
wünschte allen Gästen einen guten Austausch.
Korinna Hennig, erfahrene Wissenschaftsjournalistin beim NDR, sprach offen über die
Herausforderungen, komplexe Themen verständlich, aber nicht verfälschend darzustellen.
Sehr anschaulich wies sie aus professioneller Sicht auf den medialen Umgang mit Statistiken
und deren mögliche Verzerrungen hin. Ein Missverständnis bestünde zudem darin, dass das
Publikum 100%ige Aussagen von der Wissenschaft erwarte, aber wir zugleich als
Öffentlichkeit ignorierten, wie die Wissenschaft verfasst sei. Während der COVID-19-
Pandemie war Korinna Hennig verantwortliche Redakteurin für den mehrfach preisgekrönten
und äußerst erfolgreichen Podcast “Das Coronavirus-Update” mit Christian Drosten und
Sandra Ciesek. In dieser Zeit lernte sie viel über die Bedeutung von Transparenz und
Empathie in der Wissenschaftskommunikation.
Dr. Barbara Sutter, Soziologin und Wissenschaftsmanagerin an der Universität Hamburg,
beleuchtete das Spannungsfeld zwischen unabhängiger Wissenschaft und dem Wunsch
nach steuerbarer, anwendungsorientierter Forschung. Sie betonte die Notwendigkeit eines
Kulturwandels, bei dem Transfer als integraler Bestandteil wissenschaftlicher Arbeit
verankert wird. Hochschulen hätten heutzutage mehr denn je einen „Societal impact“, also
gesellschaftliche Auswirkungen und neben Forschung und Lehre eine sogenannte „third
mission“, nämlich den Transfer. An der Universität Hamburg fördert ein Transferfonds
niedrigschwellig Projekte mit externen Akteuren.

Annelie Molapisi, Juristin und Kriminologin, forscht seit 2018 mit der und für die Polizei
Hamburg. In Barmbek hat sie sich intensiv mit dem Thema Community Policing beschäftigt.
Sie hob hervor, wie wichtig der frühzeitige Austausch zwischen Forschenden und
Praktiker*innen ist. Nur wenn beide Seiten ihre Perspektiven einbringen, entsteht wirklich
tragfähiges Wissen. Besonders wichtig sei dabei das gegenseitige Vertrauen – und die
Bereitschaft, Missverständnisse nicht einfach stehen zu lassen, sondern sie aktiv
auszuräumen. Die Anerkennung wissenschaftlicher Forschung als Ressource und die
Einbindung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Organisationsentwicklung seien von
großem Wert. Es brauche geeignete Räume für den inhaltlichen Austausch, und schließlich
bedürfe eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Polizeipraxis
Bemühungen auf beiden Seiten.

Nach den drei inspirierenden Vorträgen ging es in die offene Phase des Nachmittags: Bei
Kaffee, Gebäck und entspannter Atmosphäre wurde intensiv genetzwerkt. Die
Teilnehmenden nutzten die Gelegenheit für persönliche Gespräche, Nachfragen und
gemeinsame Ideen. Es wurde diskutiert, wie Forschung verständlich vermittelt werden kann,
wie die Polizei als aktiver Teil im Forschungsprozess mitgedacht werden kann und was es
braucht, um Ängste vor Vorverurteilungen oder “Forschung über uns” abzubauen.

Die Veranstaltung machte deutlich: Es tut gut, miteinander im Gespräch zu sein. Und es
lohnt sich, Formate wie HIP zu nutzen, um genau diese Räume zu schaffen. Moderiert wurde
der Nachmittag von den beiden HIP-Gründern Esther Jarchow und Martin Kagel. Zum
Abschluss gab es neben einem Dank an alle Referentinnen und Organisator*innen auch
einen Ausblick: Die nächste Veranstaltung wird sich mit dem Thema Drittmittelfähigkeit und
den strukturellen Voraussetzungen für gelingende Polizeiforschung von der Antragstellung
bis zur Projektdurchführung befassen.
Bis dahin sind alle eingeladen, eigene Themenvorschläge über das HIP-Postfach
HIP@polizei.hamburg.de einzubringen.
F. Seraphin [SP32]