Workshop mit VR - Brille zum Thema Hasskriminalität
Kurzbericht: Pilotprojekt VR Brillen zur Sensibilisierung für Wahrnehmungen von Opfern von Hasskriminalität
Am 22. August 2023 fand an der Hochschule der Polizei Hamburg im Fachbereich Soziologie ein Workshop im Rahmen des European Metaverse Research Netzwerkes, Projekt Immersive Democracy (https://www.metaverse-forschung.de/ueber-das-projekt/) statt, bei dem die britische Non-Profit Agentur Mother Mountain Productions gemeinsam mit der Polizei Manchester die Virtual- Reality App "Affinity" zur Weiterbildung von Polizistinnen und Polizisten präsentierte. Diese Applikation soll Polizistinnen und Polizisten auf einfühlsame und professionelle Weise mit Situationen von Hasskriminalität vertraut machen. Der von den Soziologinnen und Kriminologinnen Prof. Dr. Groß, Prof. Dr. Zähringer und Dr. Taefi organisierte Workshop, der durch ihre Kooperation mit deutschen Teilprojekt (Leitung: Prof. Dr. Matthias Quent) stattfinden konnte, bot angehenden Polizistinnen und Polizisten sowie Experten und Expertinnen die Gelegenheit, die englischsprachige VR-Experience auszuprobieren und mit den Entwicklern sowie Entwicklerinnen und Fachleuten zu diskutieren.
Hasskriminalität ist ein großes Problem für Vielfalt und Inklusion in vielen europäischen Ländern. Betroffen von Hasskriminalität sind Menschen, die diskriminierenden Übergriffen sowie feindseligen Handlungen aufgrund ihrer Identität ausgesetzt sind, beispielsweise auf Grund von Rassismus, Antisemitismus oder Transfeindlichkeit. Viele Betroffene beklagen, dass sie sich von der Polizei nicht ernst genommen oder unangemessen behandelt fühlen. Oft liegt dies nicht an bösen Absichten, sondern an mangelnder Empathie, fehlendem Verständnis und unzureichender Ausbildung der Polizistinnen und Polizisten. Genau hier setzt die VR-Brillen gestützte Schulung an.
Wie können Polizistinnen und Polizisten darauf vorbereitet werden, einfühlsam und professionell mit derartigen Situationen umzugehen? Mit der Manchester Metropolitan Police hat die englische Non-Profit Agentur Mother Mountain Productions die Virtual-Reality App „Affinity“ zu Weiterbildungen von Polizistinnen und Polizisten erstellt. Diese ermöglicht es, von Schauspielerinnen und Schauspielern inszenierte, jedoch real vorgefallene Fälle von antisemitischer, transfeindlicher und ableistischer Hasskriminalität sowie jeweils angemessene und unangemessene polizeiliche Erstreaktionen nach den Angriffen zu erleben. In der virtuellen Umgebung erfahren sie, wie ihre unterschiedlichen Ansprachen, ihre Körpersprache, ihre kulturelle Kompetenz und ihr Verständnis auf die Betroffenen wirken. Zudem lernen sie Erscheinungsformen und Narrative dieser diskriminierenden Erscheinungen kennen, um beispielsweise antisemitische Äußerungen besser zu erkennen.
Auf Grundlage umfassender Recherchen bei Betroffenen von Hasskriminalität wurde die App entwickelt, um Empathie für diese Betroffenen zu stärken und die Professionalität der Polizistinnen und Polizisten zu erhöhen. Tatsächlich zeigten bisher vorliegende Daten eine hohe und langfristige Wirksamkeit der Applikation in Bezug auf Einstellungs- und Verhaltensänderungen bei Polizistinnen und Polizisten sowie eine bestätigende Wirkung bei denjenigen, die bereits sensibilisiert sind. Auch die Teilnehmenden des Workshops äußerten sich positiv zu "Affinity". Äußerungen von Studierenden lauteten beispielsweise:
- „ein Erlebnis wie selber drin“
- „ich wurde direkt angesprochen“
- „man hat mehr aufgepasst als bei einem Film, wo man immer mal wegguckt und abschweift“
- „dadurch kann man mehr nachvollziehen wie sich die Personen fühlen“
- „guter Weg um die Sichtweise von Personen zu erfahren, was wichtig ist, wenn sie in Kontakt mit Polizei sind“
- „ich habe direkt eine Spannung gefühlt, die Betroffene sicher auch fühlen, wenn sie wissen, das kann wieder passieren“
In den Diskussionen wurden nicht nur die Erfahrungen ausgewertet, sondern auch Möglichkeiten besprochen, solche VR-Technologien in Deutschland einzusetzen, speziell auch an Polizeihochschulen, mit Angeboten zur Unterstützung von Betroffenen von Hasskriminalität.
Ein ausführlicher Report wird in den kommenden Monaten auf der Website des Projektes Immersive Democracy (https://www.metaverse-forschung.de/ueber-das-projekt/) veröffentlicht.