Akademie der Polizei Hamburg

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4. HIP-Veranstaltung

Prof. Dr. meldet sich erneut – Vorstellung weiterer Wissenschaftler:innen und Forschungsbereiche in der Polizei Hamburg

Der Hamburger Initiativkreis für Polizeiforschung, kurz HIP genannt, hat sich mit seiner nunmehr vierten Veranstaltung als festes Forum etabliert. Die Idee der vor rund zwei Jahren gestarteten Initiative, Forschung und Vollzug zusammenzubringen, um eine nachhaltige Vernetzung von Forschung und die Übersetzung von Forschungsergebnissen in die Praxis sicherzustellen, hat erneut große Resonanz hervorgerufen. Die Möglichkeit des Austausches zwischen Forschenden, Bedarfsträgern und denjenigen, die den Weg für Forschung freimachen, wurde wiederum ausführlich genutzt.

HIP 4 VA-B
© Akademie der Polizei Hamburg v.l. Galina Missel (LKA7), Prof. Dr. Kristin Pfeffer (FEDS), Dr. Oliver Appel (LKA3), Prof. Dr. Nils Zurawski (FOSPOL), Yanina Mallok, Dr. Nicole Deci und Birgit Vitense (alle BGM)

In der Polizei Hamburg gibt es viele unterschiedliche Einrichtungen, die wissenschaftlich und forschend arbeiten, so dass die in der dritten Veranstaltung begonnene Vorstellung jetzt ihre Fortsetzung fand. Abermals hat sich angesichts zahlreicher Nachfragen während der Präsentationen gezeigt, dass die Forschungsbereiche auf großes Interesse sowohl im Vollzug als auch bei den anderen Wissenschaftler:innen stoßen.

Die Veranstaltung fand diesmal im Otto-Grot-Saal des Polizeimuseums statt. In ihrer Begrüßung sagte Frau Prof. Dr. Silke Hüls, Dekanin des Fachhochschulbereiches an der Akademie der Polizei Hamburg:“ Lassen Sie uns gemeinsam die Zukunft der Polizeiarbeit gestalten“. Der Fachhochschulbereich mit seiner wissenschaftlichen Expertise und seinen Forschungsprojekten werde hierzu seinen Beitrag leisten. Gastgeberin Inse Leiner vom Polizeimuseum begrüßte die Gäste und freute sich über die Veranstaltung im Hause. Im weiteren Verlauf führten Esther Jarchow und Martin Kagel vom HIP durch die Veranstaltung mit über 40 Teilnehmenden.

Zunächst stellte Prof. Dr. Nils Zurawski die Forschungsstelle für Strategische Polizeiforschung (FOSPOL) vor. FOSPOL wurde im November 2020 an der AK eingerichtet und versteht sich funktional als Schnittstelle zwischen Polizei, Gesellschaft und Wissenschaft mit den Schwerpunkten Forschung, Beratung und Transfer. Beforscht wird die Polizei als Institution, als Akteur und Ordnungsmacht im öffentlichen Raum: Wie arbeitet sie? Wie sieht sie sich? Wie begründet sie ihre Entscheidungen? Themen wie Eventgewalt, Polizei 2048, der Einsatz von Bodycams oder Kommunizieren unter Stress zeigen bereits die breite Palette und den unmittelbaren Anwendungsbezug der Forschungsprojekte auf. Das interdisziplinäre Team pflegt die Vernetzung mit vielen unterschiedlichen Playern, damit der Transfer der Inhalte in die Organisation Polizei gelingen kann und bspw. Forschungsergebnisse in polizeiliche Ausbildungsformate überführt werden können. „Wir beforschen die Polizei für sie selbst“, sagte Prof. Dr. Nils Zurawski zum Verständnis der FOSPOL-Arbeit.

Prof. Dr. Kristin Pfeffer stellte im Anschluss die Forschungsstelle Europäisches und Deutsches Sicherheitsrecht (FEDS) vor. Diese seit 2017 bestehende Einrichtung beschäftigt sich mit der Europäisierung des Rechts der inneren Sicherheit mit dem Schwerpunkt auf Polizei und Verfassungsrecht, dem Recht des Einsatzes Künstlicher Intelligenz (KI) sowie dem Recht der Digitalen Transformation. Der jährlich durch die FEDS veranstaltete ‚Sicherheitsrechtstag‘ ist inzwischen zu einem festen Termin geworden, bei dem der Praxisbezug wissenschaftlicher Erkenntnisse an erster Stelle steht. Eine gute Zusammenarbeit und Vernetzung besteht auch im Rahmen weiterer Lehr- und Forschungstätigkeiten, bspw. an der Deutschen Hochschule der Polizei oder mit Kooperationspartnern wie dem FÖPS (Forschungsinstitut für öffentliche und private Sicherheit Berlin).

Über den Bereich Kriminalwissenschaft und -technik (LKA 3) berichtete Dr. Oliver Appel. „Wir sind ein klein wenig anders“, stellte er – im Kontrast zu den Sozial- und Rechtswissenschaften - angesichts des naturwissenschaftlichen Zugangs der dort Mitarbeitenden fest. Mit anschaulichen Beispielen wurde die Vielfältigkeit der Dienststelle vorgestellt. Die mittlerweile hochsensitive DNA-Analytik im LKA35 sei das „schärfste Schwert“. Neben dem hohen Fachwissen der Mitarbeitenden hob Dr. Appel die gute technische Ausstattung und das Qualitätsmanagement der Dienststelle hervor, durch die der Neutralitätsanspruch der kriminaltechnischen und -wissenschaftlichen Ergebnisse stets gewährt wird. Es stellten sich auch ganz grundlegende Fragen, die für die polizeiliche Ermittlungsarbeit relevant werden können. Wie viele Textilfasern hat man eigentlich so im Mund? Und welchen Ertrag bringt eine Hanfplantage? „Wir sind auch offen für Fragen, auf die es noch keine Antworten gibt“, unterstrich Dr. Oliver Appel das wissenschaftliche Interesse.

Galina Missel, wissenschaftliche Mitarbeiterin im LKA 702, stellte ihre Tätigkeit der polizeilichen Präventionsarbeit im Bereich gewaltzentrierter Ideologien vor, die dem Schema „Verstehen – Verbünden – Vorbeugen“ folge. Der Zuständigkeitsbereich ihrer einzelfallbezogenen operativen Sachbearbeitung sind Fälle unterhalb der Strafverfolgung, bspw. verfassungskritische religiöse Radikale, in Abgrenzung vom verfassungsfeindlichen Extremismus. Methodisch werde das „narrative Interview“ angewandt. Durch die anschauliche Darstellung der wissenschaftlichen Standards der Sachverhaltsprüfung und Risikobewertung erhielten die Teilnehmenden der Veranstaltung einen guten Einblick in diese doch eher unbekannte Tätigkeit der Polizei Hamburg.

Abgeschlossen wurde die Vorstellungsrunde durch Birgit Vitense vom Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM). Sie stellte einführend dar, dass das BGM Wissenschaftler:innen braucht, weil viele bestehende wissenschaftliche Erkenntnisse in diesem Bereich nicht auf die Polizei passen. Anschließend präsentierten Yanina Mallok und Dr. Nicole Deci, die Arbeits- und Organisationspsychologinnen des BGM, anschaulich verschiedene Projekte des BGM, u.a. zur Gefährdungsbeurteilung und zur Organisationsbindung, die auf große Akzeptanz in der Polizei stoßen und bei Erhebungen hohe Rücklaufquoten erzielten.

Die Veranstaltung hat erneut gezeigt, wie profitabel ein Austausch über unterschiedliche Bereiche, Perspektiven und Professionen hinweg ist. Der Ausklang bei Kaffee und Kuchen war von regen Diskussionen begleitet. Wie es mit der Veranstaltungsreihe weitergehen wird, können Angehörige der Polizei auch selbst mitbestimmen, in dem sie unter HIP@polizei.hamburg.de thematische Vorschläge einreichen. Eine Folgeveranstaltung kündigten Jarchow und Kagel für die Zeit nach der Euro2024 und den Hamburger Sommerferien an.