Holocaust-Gedenkveranstaltung der Polizei Hamburg im Michel
Hamburger Zeitzeuge Ivar Buterfas-Frankenthal als Redner.
Am 29. Januar 2024 fand die diesjährige Gedenkveranstaltung der Polizei Hamburg im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus statt. Eingeladen hatte die Akademie der Polizei Hamburg. LPD Wolfgang Breust, Leiter der Akademie, begrüßte die rund 1.400 Gäste im Hamburger Michel, unter ihnen 600 Schülerinnen und Schüler von allgemeinbildenden Schulen und 700 polizeiliche Nachwuchskräfte der Akademie, zudem zahlreiche Ehrengäste.
Innensenator Andy Grote mahnte, selten seit dem Ende des zweiten Weltkriegs sei der Nationalsozialismus, der „Abgrund der deutschen Geschichte“, so präsent gewesen wie jetzt. Der Senator stellte eine zunehmende politische Polarisierung fest und warnte vor den Gefahren eines wiedererstarkten Rechtsextremismus. Statt eines respektvollen Diskurses, der die Demokratie im Kern ausmacht, bereite verbale Gewalt den Weg für physische Gewalt. Andy Grote betonte auch angesichts der großen Demonstrationen in den vergangenen Wochen die Wichtigkeit einer starken Zivilgesellschaft, letztlich werde es auf uns alle ankommen. Auch die Polizei trage entscheidend bei „zur Stabilität unserer Demokratie und zum Vertrauen in das Funktionieren unseres demokratischen Rechtsstaates“, so der Senator.
Hamburgs Polizeipräsident Falk Schnabel stellte den Zeitzeugen Ivar Buterfas-Frankenthal und seine Frau Dagmar vor. Er ging auf das gemeinsame Buch „Von ganz ganz unten“ ein, in dem über Buterfas-Frankenthals Leben in Nazideutschland, über tägliche Diskriminierungen, über den Massenmord an Jüdinnen und Juden und auch darüber, wie es ihm als Staatenloser nach dem Zusammenbruch der Hitler-Diktatur erging, berichtet wird. Der Polizeipräsident verwies zudem auf die Erfahrungen, die erzählt und weitergegeben werden müssten und betonte die Wichtigkeit des Mahners und Warners.
Hauptredner des Tages war der Hamburger Zeitzeuge Ivar Buterfas-Frankenthal. Moderiert von Inse Leiner vom Polizeimuseum, berichtete der 91-jährige von den traumatischen Erlebnissen aus seiner Kindheit, von den Gräueltaten der Nazis und verband seine persönlichen Erinnerungen mit deutlichen Mahnungen für die Gegenwart. 1933 wurde er als das jüngste von acht Kindern in Hamburg geboren, der Vater war Jude, die Mutter Christin. Er überlebte den Nationalsozialismus nur knapp und ist bis heute davon gezeichnet. Buterfas-Frankenthal rief zum Schutz der Demokratie auf und wandte sich gegen jede Form von Fremdenfeindlichkeit. Die überwiegend jungen Menschen im Publikum folgten ihm aufmerksam und berührt – sie hatten im Anschluss noch eine ganze Reihe Fragen an den Zeitzeugen. Den musikalischen Rahmen der Gedenkfeier gestalteten mehrere junge Solistinnen des Albert-Schweitzer-Gymnasiums und das Hamburger Polizeiorchester.
Für Ivar Buterfas-Frankenthal war es die letzte Veranstaltung dieser Art in Hamburg. Nahezu 1.600 Veranstaltungen hat er mit seiner Frau Dagmar gemeinsam durchgeführt und zieht sich nun aus der Öffentlichkeit zurück. Nachlesen können Interessierte vieles in der jüngsten Veröffentlichung von Dagmar und Ivar Buterfas-Frankenthal: „Von ganz, ganz unten“.
Etwa 1.400 Gäste besuchten die Gedenkfeier im Michel.