Gedenktag an die Opfer des Holocausts
„Den Tätern auf der Spur“, lautete das Thema der diesjährigen Gedenkfeier der Polizei Hamburg anlässlich des Gedenktages an die Opfer des Holocausts, die bereits zum zweiten Mal coronabedingt im digitalen Format durchgeführt wurde.
Es sei wichtig, sich der Gefahren zu erinnern, das Ausgrenzen von Menschen habe nicht nur in der Historie stattgefunden, mahnte Thomas Model, Leiter der Akademie der Polizei, welche die Gedenkveranstaltung ausrichtete, in seiner Begrüßung der über 100 Teilnehmenden, darunter zahlreiche Nachwuchskräfte aus mehreren Lehr- und Studiengruppen.
Peter Römer, wissenschaftlich-pädagogischer Mitarbeiter der Villa ten Hompel in Münster, stellte das an junge polnische und deutsche Polizeibedienstete adressierte internationale Austauschprojekt „Den Tätern auf der Spur“ vor, gefördert von der Stiftung “Erinnerung – Verantwortung – Zukunft”. „Ausgehend von den Schreibtischen hin zu den Mordorten haben wir die Verbrechen in ihrer Planung, ihren Motiven und ihrer Ausführung erkundet“, erläuterte Römer. Dabei widmete sich das Projekt dem Thema „Polizei und Holocaust in Europa“ mit den Komplexen Ghetto, Deportationen und Erschießungen. Unter anderem führte die Fahrt auch ins polnische Jozefow, wo Angehörige des Reserve-Polizei-Bataillons 101 aus Hamburg 1500 jüdische Kinder, Frauen und Männer erschossen. In relativ kurzer Zeit automatisiere sich das Töten, führte Peter Römer aus. Jedes zehnte Holocaust-Opfer sei durch einen Polizisten erschossen worden.
Von Hamburger Seite konnte der Kriminalkommissar-Anwärter Philipp Heck an dem Austauschprojekt teilnehmen. Im Gespräch mit Peter Römer betonte der Studierende: „Ich denke, dass wir mehr Wissen brauchen. Es gibt so viele Tatkomplexe.“ Der Besuch der Täterorte in Polen stelle ein anderes Erleben von Geschichte dar. Dem Studierenden war der nachhaltige Eindruck des Erlebten noch immer anzumerken: „Das Ausmaß von Tötungen ist abstrakt und schwer zu fassen.“ Erinnerungen an diese Ereignisse zu verbreiten, sei wichtig, so Hecks Appell, um gegenüber Rassismus zu sensibilisieren.
Die Polizei habe besondere Befugnisse und Aufgaben, bemerkte Polizeipräsident Ralf Martin Meyer, und stehe deshalb unter kritischen Augen. Es gehe auch darum zu trainieren, dass Courage beherrscht werde.
Der Polizeiwissenschaftler und Kriminologe Prof. Dr. Rafael Behr wies mit Blick auf das polizeiliche Neutralitätsgebot darauf hin, dass „das Nichts-Sagen heutzutage nicht mehr gleichbedeutend mit Neutralität“ sei. Immer wieder sei die Frage zu stellen: „Wie ist Faschismus möglich?“
Akademieleiter Thomas Model leitete aus alldem einen Auftrag für die Akademie als Bildungseinrichtung ab und sah hier eine besondere Verantwortung. So würde beispielsweise das Fach „Ethik“ derzeit neu ausgerichtet und zudem seitens der Akademie ein verstärkter Diskurs mit der Zivilgesellschaft angestrebt.
Zu der Veranstaltung gibt es zum Nachhören einen Podcast, hier der entsprechende Link dazu: https://cloud.poladium.de/index.php/s/jzeQP4mwdWJHz3n