Akademie der Polizei Hamburg

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Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus

Foto der Gedenkveranstaltung. Zwei Redner auf der Bühne (Herr Richard Hensel und Herr Günter Lübcke).
© Polizei Hamburg

Mit dem Thema: „Meine Kindheit in der NS-Zeit“ wurde am 27. Januar 2023 im Ausbildungszentrum der Akademie der Polizei Hamburg der diesjährige Holocaust Gedenktag begangen. Als Redner begrüßte Akademieleiter Thomas Model die Zeitzeugen, Herrn Richard Hensel und Herrn Günter Lübcke, sowie als Gäste zahlreiche Auszubildende, Studierende und geladene Vertreter der Polizeiführung. „Sich zu erinnern und sich bewusst darüber zu sein, was damals geschah - aber auch, wie es geschehen konnte, dass die NS-Diktatur herrschte und so vielen Menschen unsägliches Leid zufügte“, dazu dienten die Holocaust-Gedenktage. Das damals Geschehene sei scheinbar „so weit weg“. Heute hätten wir ein großes Glück, in einem demokratischen Rechtsstaat und in Frieden leben zu dürfen. Doch „wie brüchig dieser Frieden sein kann, sehen wir nur gut 1000 km entfernt in der Ukraine, die mit einem Angriffskrieg überfallen wurde und sich verzweifelt gegen den Aggressor zur Wehr setzt“, so Thomas Model. Und auch von innen gerate die Demokratie heute in Bedrängnis, gerade wir als Polizei müssten uns entsprechend gut aufstellen, um sie zu schützen, und tun dies auch, wie Akademieleiter Model feststellte.

Herr Lübcke, 1929 in Hamburg geboren und aufgewachsen, berichtete von Brandbomben in seinem Bett, von der Repression der Nazis in seinem sozialdemokratisch geprägten Umfeld, vom Beitritt in die Hitlerjugend mit 14 Jahren und von der Ausbildung beim Volkssturm mit 16 Jahren. Er erzählte vom Hunger nach dem Krieg, als es nur noch Steckrüben zu essen gab. Sein Appell, sich immer eine eigene Meinung zu bilden und diese auch zu vertreten, ging vor allem an die Auszubildenden und Studierenden. Jeder sei mit dafür verantwortlich, dass die Demokratie erhalten bleibt. Gefahren für diese müsse entgegengewirkt werden.

Herr Hensel, 1933 in Danzig geboren, berichtete aus seiner Kindheit, mit einem jüdischen Freund in der Nachbarschaft, der eines Tages „einfach nicht mehr da“ war, da er mit seiner Familie deportiert wurde. Schon morgens vor Unterrichtsbeginn musste Hensel mit seiner Klasse täglich zu einem Bild von Hitler beten. Seine Schulzeit endete, aufgrund von Schulschließungen, vorerst nach der 4. Klasse. Er wurde während seiner Kindheit zuerst bei seiner nationalsozialistischen Tante und später in einem Kinderlandverschickungs-Lager untergebracht. Nach Ende des Krieges, als es kaum etwas zu essen gab, konnte er, für Kost, bei einem Bauern arbeiten, um nicht hungern zu müssen. 1950 zog er nach Hamburg. Die Schlussworte Richard Hensels waren: „Ich schäme mich für die Taten der Generation meiner Eltern und Großeltern und konnte viele Jahre nicht glauben, was damals alles geschehen ist.“

Die Akademie dankt den Zeitzeugen ganz herzlich für ihre Bereitschaft, im Rahmen der Gedenkfeier ihre Geschichte mit uns zu teilen.